Sikhismus
ਚਹੁ ਜੁਗਾ ਕਾ ਹੁਣਿ ਨਿਬੇੜਾ ਨਰ ਮਨੁਖਾ ਨੋ ਏਕੁ ਨਿਧਾਨਾ ॥
Um den Konflikt der vier Zeitalter zu lösen, wurde den Männern und Frauen der eine Schatz und Kostbarkeit von Naam gegeben.
SGGS, Ang 797
Guru Nanak Dev, der Gründer des monotheistischen Glaubens, wurde 1469 in Nord-Indien, dem Punjab, geboren. Ihm folgten 9 weitere Gurus (=spirituelle Lehrer) , deren letzter, Guru Gobind Singh, mit der Initiationszeremonie, der „Khande di Pahul“, die Bruderschaft der Khalsa (= der Reinen) ins Leben rief. Er prägte damit das Erscheinungsbild bzw. den „Dresscode“ der Sikh Männer und Frauen (Dastar = Turban, 5 Kakar*) entscheidend. Die männlichen Sikhs führen fortan den Nachnamen „ SINGH“ (Löwe) die weiblichen, „KAUR“ (Prinzessin). Heute umfasst der Sikhismus weltweit ca. 23 Millionen Anhänger, 80 % davon leben in Indien. Der Turban bzw. Dastar, zählt zu den deutlichsten Erkennungsmerkmalen männlicher Sikhs. Als Glaubenssymbol des Sikhismus dient der „Khanda“**.
Die Heilige Schrift (SGGS)
Dem 10. Guru, Guru Gobind Singh verdanken die Sikh u.a. auch die „Heilige Schrift“, den Siri Guru Granth Sahib (SGGS), die neben den spirituellen Weisheiten von sechs Gurus, auch die Schriften anderer ausgewählter Verfasser, unabhängig von deren Religionsbekenntnisses, Sprachzugehörigkeit und sozialer Stellung, enthält. Der SGGS ist in der Gurmukhi-Schrift verfasst. Er beinhaltet je nach Zughörigkeit des Verfassers u.a. Sprachen wie Sanskrit, Persisch, Arabisch, Bridge, Punjabi. Vor Seinem Ableben 1708, erklärte Guru Gobind Singh, den SGGS zu seinem Nachfolger und somit zum ewigen Guru und spirituelles Oberhaupt der Gläubigen.
Die Sikhs (=Schüler) selbst verstehen ihren Glauben als eigenständige Religion und in der heiligen Schrift, dem SGGS, die direkte Offenbarung eines universellen Gottes. Die Sinnfrage bzw. das primäre Ziel des menschlichen Lebens ist klar definiert. Durch Meditation und einen Lebensstil, der auf das Gemeinwohl ausgerichtet ist, Gott zu erfahren und somit dem Kreislauf der Wiedergeburten zu entrinnen. Die Sikhs legen großen Wert auf eine ethisch korrekte Lebensführung im Einklang mit den Naturgesetzen und sehen alle Geschehnisse dem Willen bzw. den Gesetzmäßigkeiten Gottes (HUKAM) unterworfen.
Lastern entsagen - Tugenden verinnerlichen
Es gilt den 5 Lastern, Wollust, Zorn, Gier, weltliche Verhaftung und Ego zu entsagen und die folgenden 5 Tugenden zu verinnerlichen:
- Wahrheit
- Zufriedenheit
- Mitgefühl
- Demut
- Liebe
Zu den grundlegende Glaubensinhalten zählen:
- Das „3 Säulen“ Prinzip (Guru Nanak) :
1. Andacht an Gott
2. Einkünfte aus ehrlicher Arbeit
(dabei, sofern möglich, die ständige Verbundenheit in Andacht)
3. Teilen mit den Bedürftigen und Schutz aller Schutzbedürftigen - Gleichheit aller Menschen und somit die Brüderlichkeit zwischen den Menschen über die religiösen „Grenzen“ hinweg
- Bedingungslose Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau (bis hin zum „Teilen“ der Vornamen)
- Verbot von Tabak, Alkohol und jeglicher Art von Suchtmitteln
- Ein Leben im Einklang mit der Natur bzw. der Respekt im Umgang mit den Elementen
- Vegetarische jedoch nicht vegane Ernährung (lacto vegetarisch); jeder Sikh Tempel verfügt über eine kostenfreie Gemeinschaftsküche (LANGAR), die für alle Menschen zugänglich ist.
Jeder Mensch (unabhängig vom Glaubensbekenntnis) kann über den Siri Guru Granth Sahib Zugang zu Gott erhalten. Seine Quintessenz ist als universelle, spirituelle Botschaft zu verstehen. Leere religiöse Riten und Aberglauben haben keinen Wert, soziale Gerechtigkeit muss unterstützt werden, Verdienste und Sünden sind keine Sache von Worten: man erntet, was man gesät hat.
Seit 17. Dezember 2020 ist der Sikhismus in Österreich als Religiöse Bekenntnisgemeinschaft anerkannt.
* 5 Kakar = fünf Elemente, die ein gläubiger Sikh immer an seinem Körper tragen muss:: Kesh (ungeschnittenes/r Haar bzw. Bart) Kanga (Holzkamm) , Kara (Eisenarmreif), Kirpan (Dolch), Kachera (Baumwollshorts)
** Symbol für den Khanda
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